Das Moselkerner Halfenhaus

Johannes Schetter, geboren um 1689, und seine Frau Margareta erbauten das Haus 1738/39. Sie sind in zwei Inschriften genannt: einmal über dem Türsturz an der Eingangstüre, dann auf dem Treppenpfosten.

Zur Historie des Hauses


Johannes Schetter wird 1721-1754 als Schöffe, 1734-1766 als Sendschöffe genannt. Johannes und Margareta hatten 13 Kinder, die im Abstand von je 2 Jahren geboren wurden. Margarete starb 1744, in zweiter Ehe war Schetter ab 1745 mit Maria Margaretha Nuppeney verheiratet. Schetter kam am 24. November 1766 auf unglückliche Weise ums Leben. Der Pastor berichtet im Kirchenbuch:
„Er fuhr in der Dunkelheit von Treis aus nach hier mit dem Boot: oberhalb des Eltztales blieb er in Sand und Geröll stecken: als er zu Fuß zum Ufer waten wollte, wurde er von der Strömung umgeworfen und ertrank. Am 4. Dezember wurde er gefunden und begraben.“
Der gleichnamige Sohn Johannes (II) heiratet 1750 Magdalena Boos vom Kauerhof. Er wird als Schiffer genannt. Das Paar bekam 10 Kinder. Johannes II starb 1780, seine Witwe im Januar 1784. Danach ist der Name Schetter nicht mehr in Moselkern nachweisbar. Laut Auskunft des Familienbuchs von Münstermaifeld heiratete der gleichnamige Sohn Johannes (III) Jeanette Requence aus Metz. Er wird als Schiffmann mit Wohnort Metz notiert. Auch ihr erstgeborener Sohn heißt wieder Johannes (IV), er wurde in Metz geboren.
Auch der Bruder Johannes‘ (III), Matthias, zog nach Metz. Er blieb Junggeselle und verstarb in Saarlouis. Die Schwester Gertrud heiratete den Schiffer Matthias Seister aus Trier, Elisabeth den Schiffbauer Anton Laur aus Nalbach, sie wohnten in Metz.
 
Familien Schwenzer/Marx
Es bleibt also offen, wer nach dem Tod von Magdalena Schetter im Januar 1784 und der im Folgemonat hereingebrochenen Hochwasserkatastrophe im Haus lebte. Bis 1832 klafft eine Lücke, die eventuell durch Archivforschungen annähernd zu schließen wäre. 1832 ist das Haus in Besitz von Leonhard Schwentzer. Ihm gehörte der benachbarte große Gebäudekomplex (heute Oberstr. 10, 11/Seilerstr. 2). Die Kirchenbücher besagen, dass er von Beruf Metzger war, Heinrich Schunck bezeichnet ihn als „Handelsmann“.
Michel Marx (* um 1790), Kaufmann aus Trier-Zurlauben, erwarb in den Nationalgüterversteigerungen unter Napoleon den Zehnthof von Moselkern und ließ sich im Ort nieder. Er baute eine Werft auf und betrieb den Kalkofen am unteren Ortsausgang. Er heiratete Maria Anna Schwenzer, eine Tochter von Leonhard. Sie verstarb bereits im Alter von 23 Jahren. Marx heiratete 1826 erneut, Katharina Cordier aus Koblenz. Das Paar bekam 6 Kinder (von denen nur zwei überlebten), dazu kam der Sohn Leonard aus erster Ehe. Die Familie Michel Marx lebte im Halfenhaus und betrieb die Gastwirtschaft.
„Reisende, die hier aussteigen, um das schöne Eltzthal zu bewandern, finden eine gute Aufnahme im Gasthofe des Herrn Marx zu Moselkern. Die Wanderer, welche die Bequemlichkeit lieben und den weg nicht gerne zu Fuß machen wollen, finden auch Fuhrwerk und Esel zum Reiten bei Herrn Marx.“
Georg Bärsch: Der Moselstrom von Metz bis Coblenz. Trier 1841, S. 477.
Der 1829 geborene Sohn Anton heiratete 1867 Therese Deiss. Das Paar hatte drei Kinder, von denen nur der Sohn Michael Leonhard das Erwachsenenalter erreichte. Er zog aus Moselkern weg. Anton starb mit 46 Jahren bereits 1875, seine Frau überlebte ihn um 27 Jahre (+ 1903).
 
Familien Deiss/Scholz
„Deisse“ waren eine Schifferfamilie, die im 18. Jahrhunderts aus Senheim nach Moselkern zog. Johannes (* 1776) wird 1821 als Schiffer genannt und heiratete um 1805 Elisabeth Becker. Das Paar hatte 4 Kinder. Der älteste Sohn Johannes Josef wurde 1805 geboren. 1846 und 1850 wird auch er als Schiffer genannt, wie seine Brüder Matthias Josef und Franz. Johannes Josef, genannt Josef, heiratete 1840 Therese Hürter aus Münstermaifeld. Er hängte den Schifferberuf an den Nagel und wurde Wirt im Gasthaus „Goldener Anker“ (heute Weingut Weckbecker), das bei Malerstudenten aus Düsseldorf und Literaten sehr beliebt wurde.
Die Tochter Therese heiratete Anton Marx (s. o., Verbindung zum Halfenhaus). Im „Goldenen Anker“ lernte dann Jakob Scholz, Vermessungsingenieur beim Bau der Moseltalbahn, in den 1870er Jahren Elisabeth, Schwester Thereses, kennen. 1881 heirateten sie. Jakob Scholz kaufte das ehem. Halfenhaus 1917 als Altersruhesitz. Seine Nachfahren bewohnen das Haus noch heute.

Die ehem. Anbauten am Halfenhaus
Zum Halfenhaus gehörten zwei Anbauten: ein Stallgebäude gegenüber dem Hinterausgang und rechtwinklig zwischen beiden Gebäuden ein schmaler Verbindungsbau, der die sog. Halfenkammern enthielt.
Die Gebäude waren in den 1960er Jahren so baufällig geworden, dass man sich zum Abriss entschied. Da damit gleichzeitig die Oberstraße verbreitert und dem wachsenden Autoverkehr angepasst werden konnte, befürwortete auch die Gemeinde den Abriss.

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